Pixadores: Graffiti wird auch in Deutschland immer politischer

Freiheit durch Graffiti?!

Gerade war der Dokumentarfilm "Pixadores" auf Kinotour durch Deutschland. Zehnmal wurde der Streifen über die brasilianische Graffitibewegung Pixação im November in verschiedenen Städten gezeigt. Drei Jahre hat es gedauert, bis Tom Urban von Rotzfrech-Cinema vom zuständigen finnischen Vertrieb die Erlaubnis bekam, den Film in Deutschland zu zeigen.

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Im Film "Pixadores" begleitet Regisseur Amir Arsames Escandari vier Männer, die Teil der brasilianischen Pixação-Bewegung sind. In brasilianischen Großstädten leben die Pixadores oft in den Favelas, den Armenvierteln der großen Städte. Mit ihrer Kunstform wollen sie ein politisches Zeichen setzen und zeigen, dass es sie gibt. Ihre Graffiti bestehen aus dunklen, kryptischen Schriftzügen, die meist an schwer erreichbaren Orten angebracht werden. Um ihre Graffiti anzubringen, nutzen sie meist Techniken wie Freeclimbing und Abseilen. Um geeignete Stellen für ihre Schriftzüge zu erreichen, riskieren die Pixadores ihr Leben. Die Kunst der Pixação-Bewegung ist aber nicht nur verdammt gefährlich, sie ist auch noch verboten. Denn natürlich ist das Bemalen von Hauswänden und anderen Flächen nicht legal.



Pixadores in Deutschland



Bereits seit einer ganzen Weile hat die Bewegung auch Deutschland erreicht. In Berlin bomben hauptsächlich die Berlin Kidz Stellen, die für uns Normalos unerreichbar erscheinen. Die Gruppe besteht aus Sprayern, Trainsurfern, Parkourläufern und Leuten, die alles in Ton und Bild festhalten. Genau wie ihre brasilianischen Kollegen sprühen auch die Berlin Kidz Buchstaben im Pixação-Style an Berliner Wände. Natürlich nicht irgendwo, die Gruppe sucht sich am liebsten extreme Orte aus, für die sie ihre Kletterskills nutzen müssen, um sie zu erreichen. Die Botschaft ist klar: Die Berlin Kidz wollen auf gesellschaftliche Probleme und Zwänge aufmerksam machen. „Fuck the System" eben! So heißt auch der zweite Film der Truppe. Im Interview mit der taz haben Paradox und Ikarus von Berlin Kidz verraten, was Pixação für sie bedeutet:



"Pixação ist auch deshalb etwas Besonderes, weil es nicht nur darum geht, ständig seinen Namen an die Wand zu schreiben. Es geht darum, etwas auszudrücken: Gefühle durch die Form, eine Message durch Sprüche neben unseren Bildern."



Die Berlin Kidz wollen Menschen zum Denken anregen. Sie wollen dafür sorgen, dass mehr Menschen anfangen, über ihren eigenen Tellerrand zu schauen. Hört sich harmloser an, als es ist. Denn die Berlin Kidz fallen nicht nur immer wieder durch waghalsige Kletteraktionen auf, sondern auch durch gefährliches U-Bahn surfen. In ihren Online-Videos zeigen sie, wie Mitglieder auf Waggons der Berliner U-Bahn springen und durch die City surfen. Hinter die Frage, ob das nun wirklich noch ein gesellschaftliches Statement ist, müssen wir ein großes Fragezeichen setzen. Bei derartigen Aktionen sind nämlich schon einige Menschen ums Leben gekommen. Nachmachen ist hier auf keinen Fall angesagt. Die Berlin Kidz finden es selbstverständlich weniger schlimm, wie sie der taz verraten haben:



"Wir haben eine krasse Vorsicht und großen Respekt vor der Sache. Lebensmüde würde ich es erst nennen, wenn du nicht weißt, was du machst. Wir wissen das aber. Es gibt Tage, da fühlt man sich super sicher. An anderen Tagen lässt du es lieber, weil du dich unwohl fühlst."



Ein cooles Statement gegen den Status Quo oder einfach nur komplett verrückt? Was haltet Ihr von der Pixação-Bewegung?