Musikliebe: Die Newcomer-Band Pool

Die drei Jungs von Pool machen Musik zum Verlieben. Zum Fallenlassen und von der tanzenden Menge auffangen lassen. Zum Nachdenken. Zum Hirn auf Pause stellen. Ihr Sound und ihre Lyrics sind genauso facettenreich, wie die unterschiedlichen Charaktere von David (Bass, Gesang), Nils (Gitarre, Gesang) und Daniel (Drums). Seit ihrem 13. Lebensjahr machen die Hamburger zusammen Musik. ‚In einem Alter, in dem du eigentlich noch gar nichts vom Leben weißt, haben wir mit den einfachsten Mitteln sechs Songs aufgenommen’, erzählte Daniel im Interview. Und das ist das, was ihren Charme, ihre Ambition am besten zusammenfasst. Einfach machen. Die Dinge, die man liebt, selbst in die Hand nehmen und schauen, wohin es führt. Bei Pool hat dieser Ansatz mehr als gut funktioniert. Er führte sie auf internationale Bühnen, zu ihrem Debüt-Album ‚Snacks & Supplies’, in unsere Herzen und Playlists, zu unverwechselbarer, authentischer Musik. Dahin, wo auch immer sie sein möchten.

Ihr habt mit 13 eure Band gegründet. Wie habt ihr es euch da vorgestellt Musiker zu sein? Sind eure Vorstellungen von damals real geworden?
Daniel: Zero! Null Prozent! Wie man mit 13 halt so denkt! Man glaubt, irgendwann trifft man einen netten Typ, der einem Geld in den Arsch pumpt und einen auf große Bühnen stellt und man muss nichts anderes machen außer n geiler Typ zu sein. Aber, ohne jammern zu wollen, es ist echt sau viel Arbeit! Als 13-Jähriger hat man derbe seine Wunschtraumvorstellungen. Wir sind damals auch davon ausgegangen, dass unsere Idolband Red Hot Chili Peppers einfach immer schon Rockstars waren.
David: Mit 13 spielt das Thema Geld gar keine Rolle. Ich hab früher immer gedacht: ‚Geil, wir spielen auf einer großen Bühne und dann ist das nice und mich feiern alle dafür, was für ein toller Mensch ich bin.’
Daniel: Du gehst ja auch nicht davon aus, dass du irgendwann mal deinen eigenen Kühlschrank füllen musst oder irgendwann mal deine Familie ernähren musst.
Was ist die Stärke eurer Musik?
Daniel: Sie ist leicht. Eingängig, macht Laune. Und wir haben nach wie vor selber derbe Spaß an unserer Musik. Das ist uns generell wichtig: Authentizität. Wir wollen gar nicht auf Weltdramen anspielen oder ständig thematisieren, dass ziemlich viel echt scheiße läuft auf der Welt – das passiert häufig genug. Wir haben mega Glück in unserem Leben! Dann kann man das auch nach außen transportieren.
David: Wir machen uns eigentlich gar keine Gedanken darüber, was unsere Musik auslösen soll oder wie sie klingen soll. Unsere Musik ist unbeschwert und leicht, weil wir unbeschwerte und leichte Typen sind!
Was war bisher das krasseste Erlebnis in eurer Musikkarriere?
David: Der krasseste Moment war definitiv im letzten Jahr auf der The 1975-Tour in Utrecht als Danny einfach völlig wahllos ein Feuerzeug aus der Hose geholt hat und ich dachte: ‚Scheiße, wie peinlich ist das denn jetzt?! Jetzt macht doch safe kein Schwein sein Handy oder sonst was an.’ Aber es ging richtig ab! Der ganze Saal war auf einmal hell.
Seid ihr in erster Linie Freunde oder Bandkollegen?
Alle: Freunde!
David: Wenn wir nur Bandkollegen wären, wäre es definitiv anders. Dann würden wir zusammen proben, vielleicht noch eine Sitzung in der Küche veranstalten – aber wir wohnen zusammen! Der Arbeitsalltag ist so eng vermischt mit unserer Freundschaft. Aber eigentlich ist es mehr Freundschaft und WG-Leben und dann arbeitet man eben noch zusammen.
Daniel: Die beiden sind meine allerbesten und längsten Freunde, mit denen ich intensivst gelebt habe bisher.

Wie würdet ihr eure verschiedenen Persönlichkeiten beschreiben?
David: Wir haben das letztens mal so ekelig eingeteilt bekommen, dass Danny quasi der proletige, rüpelhafte Bad Boy ist.
Daniel: David ist der Fädenzieher und Nils der Hedonist. Ziemlich knapp übers Knie gebrochen.
Nils: Ich mag aber nicht nur auf die Rolle des Hedonisten reduziert werden.
Daniel: Is’ halt so, Digger. Ich muss mich auch mit Bad Boy abfinden – was vom Ding her eigentlich ganz geil ist. Aber ich bin eigentlich echt süß und niedlich.
Wie verteilt ihr die Aufgaben untereinander?
Daniel: Ich beantworte nicht eine Mail, die wichtig ist. Der erledigt das von Natur aus schnell. Für diesen Teil des Band-Daseins kann ich ihm gar nicht oft genug danken, weil es einfach unglaublich wichtig ist. Ich mache eher die technischen Aufgaben. Aber immer, wie wer Bock hat.
David: Nils sorgt für unsere gesunde Ernährung! Während der Aufnahmen für das Album hat Nils immer richtig heftig gekocht.
Nils: Und ich schreibe zwischendurch auch noch Songs...
David: Ja, was mich aber manchmal nervt, ist, dass man sich in seinem Alltag stundenlang an Banalitäten aufhält. Eigentlich wollen wir nur Musik machen, aber wir müssen grade nebenbei noch arbeiten und man macht sich vielleicht Sorgen, deswegen studiert man nebenbei noch irgendwas. Ich möchte den Punkt erreichen, wo ich sagen kann ‚Geil, ich bin jetzt Künstler! Und das nicht nur 9 to 5, sondern ich lebe davon. Fuck off!’ Ich möchte mir irgendwann nur noch Gedanken darüber machen wie das nächste Video und Fotoshooting aussehen soll, was wir für Klamotten anhaben wollen. Einfach nur diesen Shit machen! Wenn man das erreicht hat, ist die Aufgabenverteilung erst richtig und da angekommen wo sie sein muss.

Basieren eure Texte auf Fiktion oder Realität?
David: Wir schreiben letztendlich über uns, unsere Persönlichkeitsempfindungen – teilweise mit Girls oder ohne Girls –, über Dinge, die uns wirklich im Leben bewegen. Es sind nicht immer wahre Begebenheiten, aber wahre Gemütszustände.
Wovor habt ihr Angst?
Daniel: Ich hab’ eigentlich nie Angst.
David: Ich hab’ Angst, dass ich später mal etwas bereuen werde. Entweder zu bereuen, dass man mit der Band weitergemacht hat und dann ist man Mitte Dreißig und so ein gescheiterter Musiker, die trifft man ja andauernd. Oder man ist halt irgendwann zu feige und gibt auf. Und das bereut man dann auch wieder...
Daniel: Da hatte ich zum Beispiel auch mal Angst vor. Aber dann haben wir uns entschieden diese Band zu machen und meine Angst war weg. Selbst wenn wir es verkacken, werde ich das nie bereuen!
Zukunft oder Vergangenheit?
Zukunft!
Harry Potter oder Transformers?
Nils: Harry Potter auf jeden Fall!
Kurt Cobain oder Ian Curtis?
Kurt Cobain.
David: Ich hatte früher lange Haare und konnte jeden Songtext mitsingen.
Laut oder leise?
Daniel: Witzigerweise momentan leise. Andererseits auch laut. Keine Ahnung!
David: Relativ mittel.
Sonntag oder Freitag?
David: Ich nehme Sonntag! Auf jeden Fall! Sonntag ist der geilste Tag.
Männerabend oder Candle-Light-Dinner?
Männerabend.
Realität oder Traumwelt?
Traumwelt.
Vergeben oder vergessen?
Vergeben.

Von Marieke Fischer