James Blacke spricht offen über Selbstmordgedanken und Depressionen auf Tour

"So viele high-profile-Künstler haben sich das Leben genommen. Es ist unsere Aufgabe, Vorurteile abzubauen."

Mit Avicii und Chester Bennington haben sich alleine in diesem Jahr zwei internationale Stars das Leben genommen - und die Zahl der Künstler, deren Tod keine großen Schlagzeilen gemacht hat, wird deutlich größer sein. Ein Problem, auf das James Blake aufmerksam machen will. Bei einem Panel der Performing Arts Medicine Association in Kalifornien sprach der Brite deshalb erstmals offen über Selbstmordgedanken und Depressionen während einer Tour zu Beginn seiner Karriere. Das Gespräch wurde vom Billboard Magazin dokumentiert.



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Als Gast auf dem Event schilderte Blake seine eigenen Erfahrungen - kurz nach seinem Durchbruch 2010 - um die Gefahren des Tourlebens für die psychische Gesundheit von Künstlern zu erklären:"Ich wurde aus meinem normalen Leben gerissen, zu einer Zeit in der ich nur halb gefestigt war. Unterwegs sind deine Begegnungen mit anderen nur oberflächlich. Wenn du nur für einen Tag in der Stadt bist, und dich jemand fragt, wie es dir geht, dann sagst du nur die guten Sachen …. was normalerweise nichts damit zu tun hat, wie ängstlich oder depressiv du dich gerade fühlst", erklärte der 29-Jährige.


Vor allem das wechselnde Essen sei ein Problem, erklärte der "My Willing Heart"-Sänger während des Gesprächs: "Ich würde sagen, dass das chemische Ungleichgewicht durch falsches Essen und die ständige Verschlechterung meiner Gesundheit, einen riesigen Anteil an meiner Depression und meinen Selbstmordgedanken hatten. Ich habe Intoleranzen entwickelt, die mich jeden Tag an allem zweifeln lassen haben. Ich hab dann etwas gegessen, aber mich den ganzen Tag so gefühlt, als ob das alles keinen Sinn machen würde."

Es war eine experimentelle Therapie, in der James vergangene Traumas und Unterdrückung aufarbeitete und alles gehen lassen konnte, was ihn in seine Depression geführt hatte. Trotzdem, ohne seine Freundin und den Mut radikal "nein" zu sagen, wäre er nicht so schnell auf dem Weg der Besserung gewesen:"Ehrlich, ein großer Teil der Katharsis lag darin, einer Menge Leute zu sagen, dass sie sich verpissen sollen. Und nein zu sagen. Nein sagen zum ständigen Touren. Kein Geld wird jemals genug sein."


Die PAMA setzte sich für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Musikern, Tänzern und Schauspielern ein. Ein Thema, dass James schon seit längerem beschäftigt. Erst im Mai tweetet er über den "trauriger Junge"-Stempel, den er durch seine Musik oft aufgedrückt bekommt: "Ich muss immer wieder feststellen, dass wann immer ich in Songs über meine Gefühle spreche, der Begriff „trauriger Junge" auftaucht. Ich fand diese Beschreibung schon immer ungesund und problematisch. Wir leiden eh schon an einer Epidemie männlicher Depressionen und Selbstmorde. Wir brauchen keinen weiteren Beweis mehr dafür, dass wir Männer damit verletzen, wenn wir in Frage stellen, dass sie verletzlich und offen sind."



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Zum Schluss der Diskussion rief James alle im Saal auf, selbst aktiv zu werden: "Wir sind die Generation, die diversen Musikern dabei zusieht, wie sie sich Drogen und Exzess zuwenden, um Mechanismen zu kompensieren, die sie zerstören. Es gibt so viele high-profile-Künstler, die sich in letzter Zeit das Leben genommen haben. Ich glaube, wir haben die Verantwortung, dadrüber zu sprechen und die Vorurteile abzubauen."


Depressionen können jeden treffen - auch wenn Ihr kein Künstler seid.
Ihr habt Depressionen oder Selbstmordgedanken? Es gibt immer einen Ort, an den Ihr Euch wenden könnt. Dienste, wie die TelefonSeelsorge
sind rund um die Uhr für Euch da!